Harry Potter – Zauberstab statt Penis Teil 2

Diesen Artikel habe ich exklusiv für Evolver geschrieben, da in den letzten Tagen das Interesse an den Begriffen „Penis“ & „Harry Potter“ sehr groß war, veröffentliche ich die Rezension nun auch direkt auf meinem Blog:

Harry hält den Zauberstab in Hosenschlitzhöhe und bekämpft den "Halbblutprinz" (Foto via filmposter-archiv.de)
Harry hält den Zauberstab in Hosenschlitzhöhe und bekämpft den "Halbblutprinz" (Foto via filmposter-archiv.de)

Was wir sehen: Ein junger Mann mit John-Lennon-Brille (die man ja seit ein paar Jahren „Harry-Potter-Brille“ nennt), steht – mit Trainingsjacke, Minizauberstab und skeptischem Blick – im Windkanal. Hinter ihm schauen uns drei Menschen noch mißtrauischer an: ein älterer Herr mit weißem Rauschebart und ein junges Teenie-Pärchen, das offensichtlich schlecht gefrühstückt hat. Dahinter ganz in Blau eine Stadtsilhouette von London.

Worum es augenscheinlich geht: Huch, Zauberei! Wie verwandelt man das immer regengraue London in ein windgepeitschtes, blaues London? Antwort: Mit einem älteren Zauberer und drei schlechtgelaunten jungen Lehrlingen.

Worum es tatsächlich geht: Im mittlerweile sechsten Teil der Harry-Potter-Verfilmungen rumort es in Hogwarts. Zum einen findet Harry ein geheimnisvolles Buch, das dem mysteriösen „Halbblutprinzen“ gehörte (und auch in der Zauberschule scheint man vor dem bösen Lord Voldemort nicht mehr sicher zu sein); zum anderen gibt es neue Lehrer, die sich für Harry noch als sehr nützlich erweisen sollen. Und nicht zuletzt werden nun auch die Hormone von Potter und seinen Mitzauberschülern kräftig durcheinandergeschüttelt – wer liebt wen und warum? (Anm. d. Red.: Aber vor allem: Wen interessiert´s?)

Zum Plakat: Wieder einmal bewirbt man den Film, wie es leider zur Gewohnheit geworden ist, mit einem lieblos mit Photoshop zusammengebastelten Collageplakat. Darüber noch der „Gruseliges-Wetter-Filter“ gestülpt – und fertig.

Auffällig ist für mich, daß Harry Potter nicht zu altern scheint. Während der Potter-Darsteller immerhin schon ein early twen ist – am 23. Juli, kurz nach Filmstart, feiert Daniel Radcliff seinen 20. Geburtstag -, scheint Harry „für immer 13“ zu sein. Er trägt eine wenig stylishe Trainingsjacke, kein Bartansatz ist zu sehen, und auch der ewig brave Haarschnitt ist geblieben. Wenn man bedenkt, daß seit dem ersten Teil immerhin schon acht Jahre ins Land gegangen sind, ist das durchaus überraschend; andererseits durften wir in diesem Kinojahr andere Darsteller ja auch schon rückwärts altern sehen … Einzig der beim Hosenschlitz erhobene Zauberstab (ist das jetzt eine zu offensichtliche Metapher?) scheint hier Potenz zu besitzen.

Seltsam finde ich, daß alle Abgebildeten so angespannt auf uns schauen, als wären wir der unerwünschte Bösewicht, gegen den die Zauberkräfte eingesetzt werden sollen. Man möchte sich am liebsten umdrehen, um den schmählichen Blicken nicht mehr ausgesetzt zu sein. Fairerweise sollte hier erwähnt werden, daß mir atmosphärisch die Charakterplakate, mit denen auch geworben wird, viel sympathischer sind. Dort sehen die Protagonisten nämlich auch erwachsener und reifer aus – allerdings ist auch dort zu bemängeln, daß die Photostudioaufnahmen der Darsteller mehr schlecht als recht in den Hintergrund eingefügt wurden.

Interessant ist auch zu sehen, daß der „Harry Potter“-Schriftzug bei fast allen Plakaten abgeschnitten ist und auch zur Identifizierung nicht nötig scheint – das Gesicht von Harry Potter darf schon fast als ikonographisch gelten und hat hohen Wiedererkennungswert. Die Evolution der Plakate ist aber auch nicht sonderlich ausgeprägt, wie man auf untenstehender Zusammenstellung (via filmposter-archiv.de) sehen kann. Schon immer standen die drei gleichen Charaktere im Mittelpunkt, und auch die Farbgebung ist (bis auf das erste Plakat) verblüffend einheitlich, sodaß ich als Außenstehende (habe weder die Bücher gelesen noch einen Teil zur Gänze gesehen) immer das Gefühl hatte, es handle sich um einen einzigen Film.
Für Fans also das vertraute Konzept – und die zieht es ohnehin auch ohne Werbung ins Filmtheater.

harry_potters1

One thought on “Harry Potter – Zauberstab statt Penis Teil 2

  1. Danke für diesen verdienten Verriss, die Plakate entblößen schön die ewige Mittelmäßigkeit der HP-Verfilmungen (jetzt mal abgesehen von Teil 3 der besser als der Rest war und dessen Plakat – Überraschung – irgendwie auch ein Stück aus dem Schema fällt :D)

Comments are closed.

Proudly powered by WordPress | Theme: Baskerville 2 by Anders Noren.

Up ↑

%d Bloggern gefällt das: