Scherben sind auch nur Menschen

Das Plakat zum Film „Precious“

Was wir sehen: eine schwarze, etwas beleibte, weibliche Silhoutte auf retro-orangem Grund, die in mehrere Teile zerbricht, zerschlagen von einer Hand, die wir im Intimbereich der Figur quasi als Kippbild sehen können. Dazu jede Menge „Sundance-Winner“-Credits, eine Reihe von Namen und den Filmtitel „Precious“.

Worum es augenscheinlich geht: Um das Leben einer übergewichtigen Frau, welches sich durch den Einfluss einer anderen Person dramatisch ändert.

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Wer spielt dich?

Das Plakat zum Film „Gamer“

via iwatchstuff

Was wir sehen: Ein Männergesicht, welches zu zersplittern scheint – dahinter kommt ein anderes, weibliches, Gesicht zum Vorschein. Dazu der Filmtitel „Gamer“ und der Untertitel „Wer spielt dich?“

Worum es augenscheinlich geht: Gerard Butler ist nur oberflächlich gesehen er selbst – in ihm sitzt eine erregte Frau. Die ihn lenkt, schaltet und waltet, wie es ihr beliebt. Continue reading „Wer spielt dich?“

Alles so weichgezeichnet hier – The Mysteries of Pittsburgh

Was haben die sich dabei nur gedacht?
Die Farbgebung, die Weichzeichnung, die Typografie – alles im 80iger-Jahre-Style. Darüber könnte ich ja noch hinwegsehen (auch wenn ich es absolut hässlich finde); aber dass tatsächlich jeder einzelne abgebildete Charakter irgendwohin schaut und weder zum Betrachter noch zueinander Blickkontakt aufnimmt, ist echt zuviel.
Die „mysterious places“ liegen scheinbar irgendwo im Nirgendwo.

Alles Basterds außer Mutti – Plakate zu „Inglourious Basterds“

Seit einiger Zeit schwirren die Plakate zum neuen Tarantino-Film nun schon im Netz herum, und fast täglich kommen neue „Character-Poster“ dazu. Es ist also Zeit, mal einen näheren Blick auf diese Plakate zu werfen.

Was wir sehen: Auf jedem Plakat ist jeweils ein „Basterd“ in meist martialischer Pose zu sehen. Mindestens eine Waffe ist zu erkennen. Der Hintergrund scheint eine schmutzige Wand zu sein und auch die Fotografien selber sind auf „dirty“ getrimmt.
Dazu jeweils der Schriftzug mit dem Namen des Darstellers (!) und der Bemerkung „IS A BASTERD“.

Worum es augenscheinlich geht: Ein Bastard wäre wortwörtlich übersetzt entweder ein „Miststück“, oder für die etwas derberen Stunden ein „Arschloch“. Es scheint nach der Pose der Darsteller also darum zu gehen, dass da ein paar Mistkerle (und -stücke) sehr stolz darauf sind, biestig und böse zu sein. Der Kleidung nach zu urteilen passiert das Ganze in einem historischen Kontext.

Worum es tatsächlich geht: Im nazibesetzten Frankreich wird eine Gruppe von jüdisch-amerikanischen (!) Soldaten eingesetzt, um Angst und Schrecken unter den Besatzern zu verbreiten. Sie nennen sich selber „Basterds“ und schlachten die Nazis möglichst brutal, um ihrem Ruf gerecht zu werden. Irgendwann stoßen sie dabei auf ein jüdisch-französisches Mädchen, welches ein Kino in Paris besitzt, welches sich die Nazis unter den Nagel reißen wollen. Aber sie haben nicht mit den Basterds gerechnet, die zu allem bereit sind…

Zum Plakat: Tarantino hat ja schon immer ein Faible für falsche Orthographie, bzw. Wortspielereien gehabt. Dass die Bastarde also mit „e“ statt „a“ und das „inglorious“ mit zwei mal „ou“ geschrieben wird, darf getrost diesem Spleen zugeordnet werden. Eine tiefere Bedeutung hat dies sicher nicht – es sieht halt irgendwie ein bisschen cooler aus, was bei Tarantino ja extrem wichtig ist.
Brad Pitts (selbst mit halbem Pornobalken noch attraktiv) große Narbe an seinem Hals gibt uns einen kleinen Hinweis darauf, mit wem wir es hier zu tun haben – er ist der Anführer der Basterds – und er steht für die immer noch tiefsitzende Wut, die bis heute nicht verflogen ist. Er macht klar „Nazis verdienen keine Menschlichkeit. Sie müssen vernichtet werden. Jeder Soldat unter meinem Kommando schuldet mir 100 Naziskalps.“ Diese Einstellung, gepaart mit einem gesunden Selbstbewusstsein, sieht man dem Plakat auch an – Brad Pitt hält die Hände herausfordernd in die Hüften gestemmt und schaut leicht von oben auf uns herab. Sein Gesichtsausdruck sagt uns, dass er die Sache zwar ernst nimmt, aber auch einen derben Scherz versteht.
Bei den anderen Charakterplakaten scheint die Freude über den Auftrag zu überwiegen – die Herrrschafften posieren und schmunzeln, als ginge es um einen erfreulichen Auftrag, auf den man lange gewartet hat. Typisch für Tarantino, der seine Freude an Gewaltdarstellungen schon zur Genüge bewiesen hat – eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema „3. Reich“ darf man hier nicht erwarten – aber mal ehrlich, sind wir dessen nicht auch unter Umständen müde? So kommt hier der simpel gestrickte Gegenentwurf zur Betroffenheitsverfilmung – die Nazis bekommen den Arsch endlich auf brutalste Weise voll, so wie sie es verdient haben! Und das sieht man den Plakaten auch an – ganz ernst zu nehmen ist das nicht, zumal hier die Darsteller mit ihren Charakteren gleichgesetzt werden – oder ist Diane Kruger tatsächlich so ein Miststück?
Ästhetisch gesehen sind die Plakate jedoch recht langweilig – es gibt eine zweite Plakatreihe zum Film, die ungleich brutaler und, wenn man nicht zart besaitet ist, ungleich ästhetischer und ansprechender aussieht (via allesglotzer):

Hier ist auf den ersten Blick ersichtlich (mehr als bei der anderen Reihe), dass es brutal und martialisch zugeht. Gnade darf man nicht erwarten. Die Plakate enthalten sogar in Deutschland verbotene Symbole, weswegen ich vermute, dass es diese Poster wohl nicht an hiesige Plakatwände schaffen werden.
Eine einfache Botschaft, die Tarantinos Film hat und die wohl auch viele Menschen unterschreiben können ist „Keine Gnade für Nazis“ – in einer Zeit, in der simple Aussagen am meisten Aufmerksamkeit erlangen ein interessantes Signal. Diese Plakat sind ein gutes Beispiel dafür.

neues Plakat für Pandorum

via movie poster addict

Es gibt ein neues Plakat zum Film „Pandorum“, welches mir zwar gefällt – allerdings erinnert es zum einen stark an die Ästhetik von „The Matrix“ und zum anderen an die sehr schönen und schmerzhaften Teaser-Plakate von „Crank 2 – High Voltage…

via outnow.ch

Deshalb ziehe ich die andere, schon besprochene Variante vor, die mir noch rätselhafter und unheimlicher erscheint, weil sie weniger konkret ist.

Mir ist jetzt auch schlecht – das Plakat zu „The Hangover“

Und wieder ein Plakat der Kategorie: „Was zur Hölle…?!“
Ob ein Film mit dem Titel „The Hangover“ wirklich nötig ist, möchte ich hier nicht erörtern.

Was haben die sich nur dabei gedacht?
Drei Männer, die total verranzt aussehen, denen Zähne fehlen, die sich und ihre Klamotten seit Tagen nicht gewaschen haben und faktisch sichtbar stinken und ein total crazy photogeshopptes Baby mit superwilder Sonnenbrille?!
Da kann ich die Zielgruppe nicht mal ahnen.

Plakat – The Limits Of Control


Was wir sehen: Retro, Baby. Ein Mann mit Gitarrenkoffer und Anzug in einer stark 60iger-inspirierten grafischen Umgebung. Dazu die Worte „The Limits Of Control. For every way in, there is another way out“ (etwa: Für jeden Eingang gibt es einen Ausgang).

Worum es augenscheinlich geht: Um einen Gangster, der den Groove gepachtet hat. Er hat immer einen Ausweg. Im schlimmsten Fall singt er einfach so schlecht, dass alle den Weg frei machen.

Worum es tatsächlich geht: Ein Gangsterfilm von Jim Jarmusch? Das hat wahrscheinlich nur entfernt etwas mit Logik zu tun. Entsprechend der Plot: Ein mysteriöser Fremder, der sich augenscheinlich außerhalb des Gesetzes bewegt, führt einen Auftrag aus. Er vertraut niemandem auf seiner Reise durch Spanien, seine Träume und sein Bewusstsein.

Zum Plakat: Optisch natürlich ein Leckerbissen, wenn man auf Retro-Ästhetik steht. Dazu sehr klar in der Formensprache und reduziert auf ein kleines Bild. Der Mann mit der Gitarre steht im Fokus.
Alle Kreise bewegen sich von ihm weg und zu ihm hin. Er aber geht unbeirrt seinen Weg.
Die Farben sind eher trüb und das Plakat scheint schon ein wenig verblichen zu sein, was entscheidend zur altmodischen Wirkung beiträgt.
Auch der Trailer sieht fast monochrom aus, bewegt sich im Farbspektrum von Beige zu dunklem Rot, ebenso wie das Poster gestaltet ist.
Und obwohl es mir sehr gut gefällt, hätte ich hier eher einen straight-forward-Gangsterfilm erwartet. Ich glaube, das liegt daran, dass der Fremde so bestimmt aussieht.
Farblich also absolut passend, aber vielleicht hätte man noch ein optisch mysteriöses Element hinzufügen können…
Und was soll eigentlich die Gitarre bedeuten? Vielleicht ist das ja das mysteriöse Element, harrharr!
Inspiriert ist das ganze sicher vom genialen Designer Saul Bass. Von dessen Arbeiten gibt es hier eine Auswahl zu sehen.

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