Lieblinge – Ridley Scott

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Ridley Scott hat keine Zeit zu verlieren. Erst mit 40 drehte er seinen ersten Spielfilm (Die Duellisten), mit 70 blickt er auf inzwischen über 20 Filme als Regisseure zurück. Als Produzent arbeitete er an weit über 40 Filmen mit. Wie auch David Fincher arbeitete Scott zuerst in der Werbebranche. Wenn er Regie führt, bereitet er sich akribisch auf seine Drehs vor. Wenn er ans Set kommt, weiß er, wo die Kamera stehen muss und welche Requisiten gebraucht werden. Er dreht selten mehr als 3 Takes. Laut Eigenaussage braucht er gerade einmal ein Drittel der Zeit, die andere Regisseure fürs Filmemachen benötigen. Er denkt ans Budget. Er ist ökonomisch und effizient.
Es gibt Menschen, die ihm das vorwerfen. Die meinen, seine Effizienz würde zugunsten der Qualität gehen. Die Hälfte seiner Filme waren Flops an den Kinokassen.
Trotzdem gilt er als einer der wichtigsten Regisseure unserer Zeit. Zu Recht.

Auch ich finde nicht alle seine Filme gelungen – Hannibal (der dritte Film aus der Reihe um Hannibal Lecter) beispielsweise war voll von lächerlichen Szenen, die die Figur des Hannibal Lecter geradezu demontierten. Kingdom of Heaven war für mich eine Materialschlacht ohne Herz.
Aber es gibt für mich genug positive Gegenbeispiele, die ich hier gern aufzähle. (Über Blade Runner muss ich dabei sicher nicht reden, oder?!)

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Verbotene Praktiken

Das Plakat zu „Horsemen“

via iwatchstuff.org
via iwatchstuff.org

Was wir sehen: Den Kopf eines Mannes. Seine Augen sind zum einen vom Schriftzug des Filmtitels „Horsemen“ verdeckt, zum anderen befinden sie sich hinter einer seltsamen Konstruktion, die (hoffentlich!) aus Stoff und Metallhaken zu bestehen scheint und dem Mann die Sicht nimmt. Der Hintergrund ist schwarz und nur das Gesicht des Mannes wird von einer Lichtquelle beleuchtet, die von vorn kommt.

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Lieblinge – David Fincher

Unter diesem Titel werde ich zukünftig über Filme und Regisseure schreiben, die ich mag.

Heute geht es also um David Fincher.

Der erste Film, den ich von Fincher sah, war „Se7en“ im Jahre des Herrn 1995. Das ist eine kleine Ewigkeit her, aber ich erinnere mich noch genau: ich habe mir den Film 3 Mal im Kino angesehen und sogar einmal meine Mutter überredet, mitzukommen (wobei ich bis heute das Thema des Films nicht sonderlich „Muttertauglich“ finde). Beim dritten Mal nahm ich eine Freundin mit, die mir bis heute nicht verziehen hat, dass ich in der Szene, als das „Trägheits-Opfer“ erwacht, kräftig auf ihren Oberschenkel haute, was sie so erschreckte, dass sie tatsächlich laut schrie…

Seitdem habe ich jeden einzelnen Fincher-Film gesehen (so viele sind es ja noch nicht), sogar Alien III :-)

Ich schätze Finchers ästhetisches Grundverständnis. Bei Fincher kommt die Technik vor der Emotion. Jeder seiner Filme ist vom Vorspann bis zum Abspann durchkomponiert. Er achtet auf Typografie, Ausleuchtung, Musik, Ton, Sounddesign, Schnitt, Setdesign, Kostüm, Drehbuch, Make-Up, Special Effects, verdammt, wahrscheinlich ist sogar das Catering dem Filmthema angemessen!
Ich mag, dass es auf den DVDs zum Film (und bei Fincher habe ich tatsächlich alle Special-Editions) immer sehr viele technische und profunde Einblicke in den Prozess des Filmemachens gibt.
Ich gebe zu, dass man bei Fincher-Filmen dafür manchmal das Gefühl hat, auf eine völlig durchgestylte Welt zu schauen, in der sogar Gewalt ästhetisch ist, sich bei all‘ dem schönen Schein aber außen vor zu fühlen, distanziert von den Protagonisten.
Das ging mir besonders bei „Panic Room“ so, wo die Technik m.E. sogar noch vor der Geschichte kam.
Dafür wird man bei Fincher jedoch von so manchem Darsteller positiv überrascht: Jared Leto habe ich vor „Fight Club“ nicht für furchtlos gehalten. Und sogar Gwyneth Paltrow fand ich in „Se7en“ plötzlich symphatisch.
Apropos: Fincher ist einer der wenigen Regisseure, die Frauenfiguren erschaffen, die ich nachvollziehbar und realistisch finde. Und die mir in einer Natürlichkeit präsentiert werden, die mich an Gleichberechtigung glauben lässt! Das ist keineswegs so selbstverständlich, wie es sich vielleicht anhört; zu einem großen Teil sind Frauenfiguren so häufig ein wandelndes Klischee, dass ich schon nicht mehr an Zufall glauben mag!
Bei Fincher ist „Zodiac“ auf Grund des historischen Hintergrundes der einzige Film, der keine herausragende Frauenrolle hat.

Meine Top 5 Fincher-Momente:

Achtung: mögliche *SPOILER*

5. The Game: Michael Douglas fällt durch das Glasdach eines Hotels in den Saal, in dem gerade seine Geburtstagsfeier stattfindet. Überraschung, Technik, Perspektive, Schnitt!
4. Panic Room: der Vorspann! (Artikel über Vorspänne bei Fincher)
3. Zodiac: der Messer-Angriff von Zodiac auf Bryan Hartnell & Cecilia Shepard: Bei Sonnenlicht eine beängstigende Atmosphäre zu schaffen, ist eine Kunst!
2. Se7en: das „Trägheits-Opfer“ – während wir mit den Ermittlern den Tatort betreten, wollen wir gleichzeitig weg- und hinsehen, welchen Horror sie jetzt entdecken. Nichts kann uns auf das vorbereiten, was wir gleich sehen werden…
1. Fight Club: „I want you to hit me as hard as you can“. Überwältigt saß ich im Kino und wusste, hier geht es nicht um den Schlag ins Gesicht im wörtlichen Sinne, sondern darum, aufzuwachen.

Es gibt sogar ein Weblog, welches sich nur mit Fincher beschäftigt: fincherfanatic.

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