Plakat – Knowing

Aus aktuellem Anlass – ich gehe heute abend in eine Preview des Films.


Was wir sehen: Nicolas Cage mit einem der Nicolas Cage-Blicke. Dieser hier ist der „es ist alles sehr, sehr düster“-Blick. Er blickt aus einem Lichtnebel heraus. Außerdem die Silhouette einer amerikanischen Großstadt. Und natürlich die Worte „Die Zukunft endet jetzt“

Worum es augenscheinlich geht: Philosophie. Und Sprachwissenschaften – die Zukunft endet ja nicht wirklich, sie verschiebt sich nur immer nach vorn. Was endet, ist der Moment. Aber das ist ja das Beängstigende! Und Nicolas Cage weiß das! Amerika steht mal wieder am Abgrund.

Worum es tatsächlich geht: Im ersten Moment war ich irritiert – Cage hatte doch erst vor kurzem in einem Film mitgespielt, in dem er in die Zukunft blicken kann (besagter Film stammt aus dem Jahr 2007 und heißt „Next„). Und auf dem Plakat sind zwar die Farben anders, aber Cage schaut ähnlich besorgt.


In „Knowing“ ist die Geschichte aber tatsächlich ein wenig anders: Cage spielt einen Professor, der eine Zeitkapsel findet, die in den 50iger Jahren versteckt wurde. Einige Objekte darin weisen auf Vorkommnisse, die schon geschehen ist. Andere wiederum scheinen auf Katastrophen zu deuten, die sich noch ereignen werden. Und Cage muss sich mal wieder um die Rettung der Welt kümmern. Das macht er ganz gerne, wie man seiner Filmografie entnehmen kann. Er guckt dabei auch durchaus öfter mal besorgt und düster drein.
Cage ist unter Filmliebhabern ja einigermaßen umstritten; ein Teil findet, ein Stock mit einer Langhaarperücke würde eine bessere Performance liefern, andere wiederum erkennen seine Kassenmagnetenqualität an. Ich finde, er hat ein paar Perlen in seiner Karriere gefunden; dazu gehört natürlich Sailor aus „Wild At Heart“, aber auch seine Darstellungen in „8 mm“, „Adaptation“ und „Lord Of War“ haben mich überzeugt. Am stärksten ist er für mich allerdings in „Bringing Out The Dead“ – einer Tour de Farce von Scorsese. Ein grandioser Film über den Alltag eines Krankenwagenfahrers. Unbedingte Empfehlung, da m.E. unterschätzt.

Zum Plakat: Die Farbgebung und das fast zeichnerische des Portraits wirkt auf mich ziemlich altmodisch; es sieht nach einem 50iger-Jahre-SciFi-Poster ohne Trash aus. Der Rauch oder Nebel im mittleren Bereich verstärkt dies noch. Durchaus ästhetisch, aber auch nicht sonderlich reizvoll. Der „floating head“ ist ebenso bewährt wie die Stadtsilhouette bzw. eine Kombination der beiden Elemente, auch dadurch wirkt das Plakat, als hätte man es schon irgendwo gesehen.

Der Schriftzug „Knowing“, der statt dem „O“ eine Sonnenfinsternis und statt dem „I“ eine „1“ erhält ist für mich nicht entschlüsselbar. Wenn man denn Buchstaben durch Zeichen ersetzen muss, sollte man doch bei einer Symbolhaftigkeit bleiben – ein Beispiel hierfür wäre „S1m0ne“ – ein Film von Andrew Niccol, der sich der Binärzahlen 0 und 1 bedient und einen Hinweis auf das Thema des Films liefert, in dem es um eine im Rechner erschaffene Schauspielerin geht.
Aus dem Schriftzug für „Knowing“ lässt sich für mich jedenfalls keine eindeutige Botschaft ableiten.

Insgesamt würde mich das Plakat eher nicht reizen, mir den Film anzuschauen, aber die Kinokarten habe ich gewonnen, deshalb nehme ich den Film eben mit :-)

Plakat – Religulous


Was wir sehen: Drei Affen in der klassischen Pose „nichts sehen – nichts sagen – nichts hören“; die offensichtlich 3 Weltreligionen verkörpern – Judentum, Christentum und Islam.
Dazu den Untertitel „Man wird doch wohl fragen dürfen“.

Worum es offensichtlich geht: Um das Hinterfragen von Religion.

Worum es tatsächlich geht: Der Film ist eine Dokumentation im Stil Michael Moore’s: der Protagonist Bill Maher, ein amerikanischer Comedian und Talkshow-Moderato, fragt, ohne wirkliche Antworten wissen zu wollen, sondern eher, um seinen Standpunkt deutlich zu machen. Hier geht es um Religiosität; Maher ist Atheist und findet den Glauben, wie er in der Welt praktiziert wird, eher „lächerlich“ – der Titel des Films ist eine Mischung aus den Worten „religous“ (religiös) und „ridicolous“ (lächerlich).
Maher sucht sich also Vertreter der Weltreligionen und spricht mit ihnen über absonderliche Glaubensgewohnheiten – gibt es wirklich einen Gott, der gleichzeitig allen Menschen zuhören kann; ist Jesus tatsächlich über Wasser gelaufen; warum gibt es zwar viele Verbote für den Sabbat, aber ebensoviele Wege, diese Verbote zu umgehen? Diese und viele andere Themen werden im Film berührt, allerdings (leider) auf eine sehr oberflächliche Weise. Maher sucht sich auch grundsätzlich die ultrakonservativen, ultragläubigen Menschen aus, sodass es für ihn ein Leichtes ist, die Interviewten durch den Kakao zu ziehen.
Ich finde den Ansatz zwar gut, aber die Umsetzung eher schlecht. Das ist bei Michael Moore für mich genauso – die Idee ist gut, mit einer Dokumentation im eigentlichen Sinne, die tatsächlich versucht, alle Seiten zu beleuchten hat das wenig zu tun.

Zum Plakat: Erst einmal ist das natürlich ein starkes Motiv, das in dieser Form sicher kulturell so geprägt ist, dass es (fast) jeder schon einmal gesehen hat. Ursprünglich stammt es aus dem Buddhismus und bedeutete „nichts Böses sehen, nichts Böses hören, nichts Böses sagen“ – erst im westlichen Kulturraum wurde die Bedeutung zum wegsehen, weghören, nichtssagen uminterpretiert und steht somit für einen Mangel an Courage, etwas zu unternehmen.
Dieses Motiv mit den Weltreligionen in Verbindung zu bringen ist natürlich kalkulierte Provokation und wirkt auch so. Man schaut hin und kommt nicht umhin, spontan ein starkes Gefühl zu spüren – sei es Belustigung, Beleidigung, Wut oder Zustimmung.
Grundsätzlich unterstelle ich dieser Art Dokumentation den Willen, eine Diskussion in Gang zu bringen und ich denke, das bewirkt sie auch. Das Plakat lädt auf jeden Fall dazu ein, sich auch kontrovers mit dem Film auseinander zu setzen und es machte mich zumindest neugierig, wie Maher seinen Punkt darlegt.
Dass auf dem Plakat auch deutlich der Name „Borat“ auftaucht dürfte zudem ein Hinweis an zartere Gemüter sein, wie der Ton des Filmes ist.
Ich finde das Motiv also durchaus gelungen, denn es kann eigentlich kaum jemanden kalt lassen – ob religös geprägt oder nicht.

Fink – Teil 1 – der Psychothriller

In dieser Serie möchte ich mich näher mit der Wirkung von Bildern und Typografie auf die Bewertung eines Films beschäftigen.
Dazu werde ich den immer gleichen Filmtitel „Fink“ benutzen & dazu ein Plakat gestalten.
Der Film / das Filmgenre / der Inhalt des Films soll allein durch die Gestaltung des Plakates jedes Mal ein anderer sein.
Eine Analyse werde ich mir in diesem Fall sparen – ich hoffe, dass durch die konstante Fortsetzung der Reihe von allein sichtbar wird, welchen Einfluss die Bildgestaltung hat.
Eine kurze „Inhaltsangabe“ werde ich aber machen.
Kommentare sind natürlich willkommen.

Ich beginne mit „Fink“ – dem Psychothriller


Teasertext: Fink wird alles verlieren. Und es wird ihn zermürben. Doch irgendwann wird er sich seinen Dämonen stellen. Und dann sollte man besser nicht in seiner Nähe sein…

Plakat – John Rabe

via Filmposter-Archiv


Was wir sehen: Ein Intellektueller, der so unglücklich platziert ist, dass er nicht mal richtig aus dem Plakat herausgucken kann. Ein Zitat aus „Schindlers Liste“. Eine Gruppe von Menschen, drei Europäer im Vordergrund, mit Armbinden, die ziemlich geschafft aussehen. Das ganze nostalgisch Rot-Gelb-Braun gefärbt.
Ein paar chinesische Schriftzeichen.

Worum es augenscheinlich geht: Eine Geschichte von einem Einzelnen, der während des 2. Weltkrieges Juden rettet? Oder Europäer? Und was hat das Ganze mit China zu tun?

Worum es tatsächlich geht: Historischer Stoff. Es geht um den deutschen Kaufmann John Rabe (Ulrich Tukur), der in den 1930iger Jahren in China weilte. Als im Jahr 1937 die kaiserliche japanische Armee mit unglaublicher Brutalität gegen die Bevölkerung von Nanking vorgeht, errichtet John Rabe gemeinsam mit Ärzten, Geschäftsleuten und Missionaren eine Schutzzone, in der 250.000 Menschen dieses Massaker überleben.

Zum Plakat: Ich habe, ehrlich gesagt, noch nie von John Rabe gehört. Auf den ersten Blick dachte ich bei dem Plakat deshalb an eine Geschichte, die während des 2. Weltkrieges in Deutschland spielt, in der es um jemanden geht, der Juden rettet. Durch das Zitat („Wer einen Menschen rettet, rettet die ganze Welt“) welches ich aus „Schindlers Liste“ kenne (und das aus dem Judentum stammt) hat sich dieser Eindruck noch verstärkt.
Dass auf dem Plakat chinesische Schriftzeichen und im Hintergrund auch ein paar Asiaten zu sehen sind, habe ich erst auf den zweiten Blick bemerkt.
Und das ist für mich auch das größte Manko des Plakates: meines Erachtens sieht man nicht auf den ersten Blick, worum es geht.
Ich denke, man hätte den China-Bezug viel deutlicher hervorheben können und müssen.
So hat man das Gefühl, dass die Europäer im Film im Vordergrund stehen (wie es auf dem Bild deutlich ist) und nicht die Bevölkerung von Nanking. Dass John Rabe überlebensgroß dargestellt ist, geht in Ordnung – er ist der Held der Geschichte. Aber warum wird er so an den Rand gedrängt? Und warum wendet er sich von den Menschen ab, die er schützt? Ein bisschen macht das Gruppenbild (vor allem der Gesichtsausdruck des Mannes ganz links) den Eindruck, als ob die Menschen erschrocken auf Rabe schauen.
Schade, gerade bei einem solchen Thema wünscht man sich doch eigentlich einen sensibleren Umgang.
Die Farbgebung ist gelungen, aber der Schriftzug ist natürlich wieder die Trajan – Henrik hat mich auf ein schönes Video zum Thema hingewiesen: „Trajan is the movie font“.

Hollywood Helvetica

Wie viele Designer mag auch ich die Helvetica, eine der schönsten und klarsten Fonts, die sich schon seit Jahren großer Beliebtheit erfreut. Bei den „100 besten Schriften“ landet sie gar auf Platz 1. Es ist ein Buch über sie erschienen. Und zu ihrem 50igsten Geburtstag bekam sie sogar eine Ausstellung und einen Dokumentarfilm spendiert. Und hier gibt es eine Liste der 40 besten Logos, die auf der Helvetica basieren.
Neben der Helvetica mag ich Filme. Was liegt also näher, als endlich das altmodische Hollywood-Zeichen gegen einen Helvetica-Schrifzug auszutauschen?
Ich finde, es wird Zeit :-)

Zu Zweit ist man weniger Solo

Das Plakat zu „Der Solist“


Was wir sehen: Robert Downey Jr. starrt uns intensiv an. Jamie Foxx ist im Cellospiel versunken. Oder denkt über die skizzierte Skyline unter sich nach. Und warum fliegen da eigentlich so viele Strichvögel?

Worum es augenscheinlich geht: Jamie Foxx ist nicht nur Ray Charles, sondern auch ein formidabler klassischer Musiker. Robert Downey Jr. ist dramatisch intensiv, steht aber im Schatten von Jamie Foxx. Der hat ja auch das größere Instrument.

Worum es tatsächlich geht: Robert Downey Jr. spielt Steve Lopez, einen Journalisten, der auf der Suche nach einer Story auf den schizophrenen, obdachlosen aber begnadeten Cellisten Nathaniel (Foxx) trifft. Sie freunden sich an und Lopez versucht, das ehemalige Wunderkind wieder ins Leben zurückzuholen. Der Film basiert auf wahren Ereignissen.
(Hier kann man mehr über Nathaniel Ayers lesen).

Zum Poster: Ein kruder Mix. Dramatische Portraitbeleuchtung, verspieltes Indiegekritzel, ein nachdenklicher Jamie Foxx, und fast „floating heads“, die auch noch schlecht übereinander gelegt sind. Auf den ersten Blick passt das alles nicht zusammen. Es mag nun sein, dass mit den unterschiedlichen Stilen die Schizophrenie des Hauptcharakters unterstrichen werden sollte, allerdings erscheint ausgerechnert er auf dem Poster als das ruhigste und ausgeglichenste Element.
Ich denke, man hätte hier in zwei andere Richtungen gehen können: ein ganz klassisches, eher dramatisches Poster, auf dem nur Jamie Foxx zu sehen ist – oder man hätte das hibbelige, verstörende der Krankheit weiter ausbauen können. Auch hier bin ich der Meinung, dass man auf Downey hätte verzichten können – eine Nennung seines Namens hätte es auch getan.
Der Film heißt ja schließlich „Der Solist“ und nicht „Das Duo“.

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